Menschenkenntnis lernen & verbessern – Tipps inkl. Selbsttest

Die Menschenkenntnis ist eine Fähigkeit, die sowohl im privaten, als auch im beruflichen Kontext von großem Nutzen sein kann. Ein fundiertes Wissen über andere Menschen wächst nicht von allein. Es bildet die Basis, gute Entscheidungen zu fällen. Menschen, die ihr Gegenüber wirklich erfassen, gewinnen Vertrauen. Das gilt gleichermaßen im Arbeitsalltag und im privaten Umfeld. Diese besondere Fähigkeit ermöglicht es, Handlungen vorauszusehen – sie hilft also auch, Bindungen stabil zu knüpfen.Im Prinzip entsteht Menschenkenntnis automatisch durch die Erfahrung mit Menschen, denen wir bislang schon begegnet sind und kennengelernt haben. Wir haben uns genauer mit der Menschenkenntnis auseinandergesetzt und geben am Ende des Beitrags Tipps zur sofortigen und einfachen Umsetzung zur Hand. Wir gehen bewusst nicht auf die bekannten wissenschaftlichen Tools ein, sondern berichten aus eigener Erfahrung und Praxis. Wir verraten, wie und warum echte Menschenkenner mit Menschen Erfolg haben können, ohne dabei ein großes Psychologie-Studium absolvieren zu müssen.

Autor: Thomas W. Frick (LinkedIn-Profil / Xing-Profil)

Leseempfehlung: Passend zur Menschenkenntnis, haben wir die Möglichkeiten der Gesichtskunde im Artikel Gesichter lesen mit diesen Face-Reading Tipps beschrieben.

Entscheidet Menschenkenntnis über den Erfolg?

Erfolgreich durch Menschenkenntnis

Im Prinzip beschreibt Menschenkenntnis die Fähigkeit, den Charakter und das voraussichtliche Verhalten eines fremden Menschen möglichst genau einschätzen zu können. Wer diese Fähigkeit beherrscht, kann sie in vielerlei Hinsicht zu seinem Vorteil nutzen. So kommt einem die Menschenkenntnis beispielsweise im Beruf zugute. Wer seinen Vorgesetzten, was dessen Absichten, Stimmungen und Gefühle angeht, einschätzen kann, hat bessere Chancen, dessen Erwartungen zu erfüllen. Entscheidend für unsere unbewusste Menschenkenntnis – und tägliche Wahrnehmung sind, ergänzend zu den gemachten Erfahrungen, auch vorhandene Vorurteile und unsere Glaubenssätze. Menschenkenner können Verhandlungen souveräner und zielführender führen. Mit einer guten Menschenkenntnis lässt sich der Umgang mit und das Verhältnis zu Kollegen gewissermaßen steuern und verschiedene Menschentypen auf Augenhöhe abholen und zu den eigenen Gunsten beeinflussen.

Wichtig: Unbegründete Meinungen, wie Vorurteile oder Stereotypen, verzerren unser Bild von anderen. Sie verursachen schnell Fehleinschätzungen. Darum ist es nötig, diese kognitiven Verzerrungen zu verstehen, z.B. wie man über Gruppen denkt. Geht man bewusst dagegen vor, kann man Menschen fairer beurteilen.

Kann man mit einer guten Menschenkenntnis andere Menschen manipulieren?

Menschenkenntnis versus Manipulation

Hat Menschenkenntnis etwas mit Manipulation zu tun? Das kommt ganz darauf an, wie sie genutzt wird. Ein guter Menschenkenner hat kaum Schwierigkeiten, sein Gegenüber für sich einzunehmen, für eine Idee zu begeistern oder von einem geplanten Vorhaben abzubringen, denn er weiß, auf welche Weise sich der jeweilige Mensch am ehesten erreichen und überzeugen lässt.

Das berufliche Umfeld ist nur einer der Bereiche, in denen sich Menschenkenntnis auszahlt. In privaten Beziehungen schützt sie unter anderem davor, den falschen Menschen zu vertrauen. Natürlich kann auch ein Menschenkenner belogen und hintergangen werden – allerdings wird man es ihm kaum lange verheimlichen können. Ein Menschenkenner ist vorrangig kein Manipulator, sondern einfach nur ein hervorragender Beobachter.

Was sind psychologische Grundlagen?

Umfassendes Wissen über Mitmenschen entsteht durch komplizierte Denkprozesse. Diese erlauben es uns, andere schnell zu beurteilen – und sie auch zu begreifen. Wichtige Punkte hierbei sind:

  • Die Personenwahrnehmung beschreibt, wie wir Eindrücke von anderen aufnehmen und verarbeiten.
  • Die Attributionstheorie zeigt, wie wir das Handeln anderer erklären oder deuten.
  • Soziale Kognition meint, wie wir soziale Informationen im Kopf speichern und dann einsetzen.
  • Dazu kommt entscheidend Mitgefühl und emotionale Scharfsinnigkeit.

Diese Fähigkeiten helfen uns, uns in andere hineinzuversetzen und deren Gefühle sowie Beweggründe zu verstehen.

Wie entwickelten sich die Lehren um die Menschenkenntnis?

Ein tiefes Verständnis für andere – die Menschenkenntnis – reicht weit zurück. Ihre Geschichte ist fesselnd und begann bereits in der Antike. Damals, bei Griechen und Römern, überlegten Menschen schon, wie sich der Charakter oder die Absichten ihrer Mitmenschen erkennen lassen.

Einige wichtige Denker prägten diese Entwicklung:

  • Aristoteles, der von 384 bis 322 vor Christus lebte, schuf die Theorie der vier Temperamente.
  • Später hob Cicero (106-43 v. Chr.) die Wichtigkeit der Rhetorik hervor – für ihn war sie essenziell, um Menschen zu verstehen.
  • Die Suche nach dem Verständnis menschlicher Eigenarten begann 1872. Charles Darwin legte damals mit seinem Buch „Der Ausdruck der Gemütsbewegungen bei dem Menschen und den Tieren“ einen wichtigen Grundstein.
  • Ein Denker des 20. Jahrhunderts, Carl Gustav Jung (1875-1961), gründete die analytische Psychologie und lehrte uns Persönlichkeitstypen.
  • Im Jahr 1918 fand ein erster standardisierter Persönlichkeitstest Anwendung – das „Woodworth Personal Data Sheet„.
  • Heute ist Paul Ekman (geb. 1934) ein Vorreiter; er erforscht Mikroexpressionen, die winzige Gesichtsausdrücke sind.
  • Ab 1990 kam die „Big Five“ Persönlichkeitstheorie auf.
  • Wenige Jahre danach, seit Beginn des 21. Jahrhunderts, sorgten Fortschritte in der Neurowissenschaft für ein besseres Verständnis menschlichen Agierens.
  • Aktuell verändern künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen die Personenanalyse von Grund auf.

Die Menschenkenntnis entwickelt sich fort, denn moderne psychologische Methoden und Technologien zeigen uns neue Einblicke. Aktuelle Forschungsrichtungen konzentrieren sich auf die Verbindung von Genetik, Umwelteinflüssen und Persönlichkeitsentwicklung sowie auf interkulturelle Aspekte der Menschenkenntnis.

Was sind die interkulturelle Unterschiede in der Kommunikation zwischen Menschen?

Die Wahrnehmung von Körpersprache und nonverbaler Kommunikation variiert stark zwischen Kulturen. Hier sind einige Beispiele für typische Unterschiede:

KriteriumUSAJapanIndienMittelmeer-raumArabische LänderSüdländer (z. B. Südeuropa)
AugenkontaktDirekt und konstantOft eher indirektVariiert, oft weniger direktIntensiv und langIntensiv, kann Dominanz zeigenDirekt, lebhaft, oft mit Augenspiel
KörperspracheOffen und expansivZurückhaltendAusdrucksstarkGestikreich und lebhaftSehr gestenreich, emotionalGestenreich, häufig mit Händen und Gesicht
Persönlicher AbstandGrößer, eher distanziertKlein, oft nahVariabel, je nach KontextOft geringerGeringer Abstand, Nähe signalisiert VertrauenKlein, Nähe ist normal und angenehm
Kommuni-kationsstilDirekt, sachlichIndirekt, harmoniesuchendIndirekt, kontextabhängigEmotional, spontanHöflich, oft indirekt, Respekt vor HierarchienHerzlich, emotional, oft laut
BerührungWenig, meist HändedruckSehr seltenJe nach RegionHäufig, Schulterklopfen, UmarmungHäufiger Händedruck, manchmal Umarmung bei MännernUmarmungen, Wangenküsse bei Freunden normal

Diese Unterschiede zeigen, wie wichtig es ist, kulturelle Kontexte zu berücksichtigen, um Missverständnisse zu vermeiden und die Menschenkenntnis wirklich zu vertiefen.

Wie werden neue Technologie dabei helfen, Menschen noch besser zu verstehen?

Schnelle Fortschritte bei der Künstlichen Intelligenz und maschinellem Lernen zeigen uns neue Wege, Menschen zu analysieren.

Zum Beispiel untersuchen KI-Systeme Gesichtsausdrücke oder die Körpersprache eines Menschen. Zudem sagen Algorithmen Persönlichkeitsmerkmale vorher – sie nutzen dafür digitale Spuren. Virtuelle Realität bietet sogar Simulationen, um die Menschenkenntnis zu trainieren.

Die neuen Technologien schaffen aber auch ethische Bedenken.

Zum Beispiel stellt sich die Frage nach dem Datenschutz und der Privatsphäre. Oder es droht Diskriminierung, wenn Algorithmen voreingenommen sind. Ein weiterer Punkt ist, dass Maschinen menschliches Verhalten nur eingeschränkt erfassen.

Fachleute stimmen überein – die Technik soll unsere Menschenkenntnis ergänzen, nicht aber ersetzen. Sie hilft unserer Intuition und Erfahrung. Die Zukunft verbindet menschliche und Künstliche Intelligenz. Nur so lässt sich menschliches Verhalten umfassend verstehen.

Mit welchen Tipps lässt sich die Achtsamkeit steigern und somit stetig die Menschenkenntnis weiterentwickeln?

Kein Mensch wird als Menschenkenner geboren. Die Menschenkenntnis ist eine Fähigkeit, die aus jahrelanger Erfahrung im achtsamen Umgang mit Menschen und einer feinen Beobachtungsgabe resultiert und prinzipiell von jedem erlernt werden kann, der bereit ist, die menschlichen Verhaltensweisen zu studieren und genau hinzusehen.

Studien: Wussten Sie, dass heute davon ausgegangen wird, dass das gesprochene Wort inhaltlich lediglich 3 % der zwischenmenschlichen Kommunikation ausmacht? Die übrigen 97 % setzen sich unter anderem aus Mimik, Gestik, Gerüchen und äußeren Eindrücken zusammen.

Daraus folgt, dass wir Menschen, auch wenn wir ständig kluge Sätze bilden, hauptsächlich nonverbal kommunizieren. Menschen besser einschätzen zu können hilft dabei, eventuelle Vorurteile zu entkräften, reibungsloser zu kommunizieren und Missverständnisse vorzubeugen.

Empfehlung zum Selbststudium: Learning by Doing kann jederzeit als Ziel gesetzt und täglich gestartet werden.

Um seine Menschenkenntnis zu verbessern, lohnt es sich intensiv mit der Körpersprache zu befassen. Folgend ein paar Beispiele, wie das Training im Alltag gelingen kann:

  • Beobachten und hinterfragen Sie beispielsweise die Körperhaltung Ihrer Gesprächspartner bewusst.
  • Die Teilbereiche der Körpersprache können Sie mit jedem Gesprächspartner, ohne dass dieser davon mitbekommt, trainieren.
  • Hinterfragen Sie vom Gesagten die Beweggründe, eventuelle Vorurteile oder auch die Verhaltensweise gegenüber den Mitmenschen.
  • Geschäftstermine fangen an mehr Spaß zu machen, wenn Sie die Körpersprache oder auch die unterschiedlichen Weltanschauung stetig hinterfragen.
  • Die Körpersprache und die Reaktionen auf Ihr aktives Hinterfragen bringt Charaktereigenschaften zum Vorschein und macht Gesprächspartner greifbarer.

Täglich kostenloses Training: Das Beste ist, dass Sie die Körpersprache täglich ohne Schulungstermine mit jedem privaten als auch geschäftlichen Gesprächspartner lernen können und das sogar kostenlos! Von Tag zu Tag lernen Sie Menschen besser einschätzen zu können, wenn Sie Ihr Gehirn und Ihre Wahrnehmung auf das Erlernen trainieren. Ihr Unterbewusstsein und Ihr Gehirn fängt nach einer gewissen Zeit an selbst zu lernen, da es z.B. automatisch Beweggründe von Menschen hinterfragen wird.

Wie kann man mit Lesen der Mimik Menschen besser einzuschätzen?

Mimik zum Ausbau Ihrer Menschenkenntnis nutzen 

Die Mimik schließt sämtliche Regungen im Gesicht eines Menschen ein, die keinem rein praktischen Zweck dienen. Dazu zählen zum Beispiel ein Lächeln, das Zusammenziehen der Augenbrauen oder ein Zucken im Mundwinkel. Die meisten mimischen Bewegungen laufen unbewusst ab und können nur bedingt gesteuert werden. Daher hilft die Mimik besonders dabei, Menschen besser einschätzen zu können, da sie recht zuverlässig einen Einblick ins Gefühlsleben des jeweiligen Menschen. Auf diese Weise kann ein Menschenkenner am Gesicht seines Gegenübers ablesen, ob dieser verärgert, erfreut, wütend, interessiert, gelangweilt, unsicher oder nachdenklich ist, bevor auch nur ein Wort gesprochen wurde.

Ein Beispiel: Ist der Blick des Gegenübers gesenkt, blinzelt er häufig und beginnt vielleicht sogar, auf der Unterlippe zu kauen, ist dies ein eindeutiges Zeichen für Unsicherheit und Nervosität.

Die Gestik als Instrument Menschen besser einschätzen zu können

Die Gestik als Instrument für bessere Menschenkenntnis

Die Gestik umfasst alle körperlichen Bewegungen außerhalb des Gesichtes, die der Kommunikation dienen und beginnt schon bei der Körperhaltung. Wer aufrecht und mit geschwellter Brust umhergeht, wirkt sehr selbstsicher, während eine geduckte Haltung für Schüchternheit oder Unwohlsein spricht. Verschränkte Arme signalisieren ein klares Desinteresse, verschränkte Hände unterstreichen dagegen Ruhe und Souveränität.

Wer den Kopf im Gespräch leicht zur Seite neigt, zeigt Aufmerksamkeit und großes Interesse, vor allem dann, wenn sich ein leichtes Kopfnicken dazugesellt. Für einen Menschenkenner ist die Gestik eine große Schatzkiste, die direkte Rückschlüsse auf das Befinden des Gegenübers möglich macht.

Warum verrät das „WIE“ der Sprache viel über den Menschen?

Das "WIE" der Sprache verrät viel über den Menschen

Selbstverständlich spielt es letztendlich auch eine Rolle, was genau gesagt wird. Wenn man totalen Nonsens erzählt, kann auch das selbstsichere Auftreten nur bedingt darüber hinwegtäuschen. Viel interessanter als das was, ist aber oftmals, wie etwas gesagt wird. Schnelles und leises Sprechen deutet auf Unsicherheit hin, eine laute Stimme in gemäßigtem Tempo dagegen auf Selbstvertrauen und Überzeugung. Spricht das Gegenüber monoton, ist er vielleicht gelangweilt, während schwungvolles Sprechen mit lebhaften Betonungen eine Leidenschaft für das Gesprächsthema zum Ausdruck bringen.

Tipp: Haben Sie die Vermutung, dass Ihr Gegenüber Ihnen etwas verheimlicht? Dann achten Sie speziell auf die Anzahl an Füllworten, die verwendet werden. Viele Füllwörter legen den Verdacht nahe, dass hier gezielt versucht wird, um den heißen Brei herumzureden und Details unter den Tisch fallen zu lassen.

Was ist der große Vorteil der bewusst genutzten Menschenkenntnis?

Die Menschenkenntnis ist vielleicht eine der bedeutendsten Fähigkeiten, die man im Laufe seines Lebens erwerben kann und wird häufig unterschätzt. Nur die wenigsten Menschen sprechen genau das aus, was sie eigentlich denken oder fühlen. Der große Vorteil des Menschenkenners liegt darin, dass er in der Lage ist, ein Stück weit hinter die Fassade zu blicken, wodurch die Menschen für ihn berechenbarer und deren Verhalten einschätzbarer wird. Auf diese Weise gewinnt er quasi einen Vorsprung und kann sein eigenes Verhalten entsprechend anpassen, um letztendlich zu erreichen, was er will.

    Selbsttest: Wie gut ist Ihre Menschenkenntnis?


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