Der Start in die Selbstständigkeit ist wie ein Sprung ins kalte Wasser. Viele Themen und Prozesse sind neu und man muss sich erst einmal durch den Bürokratiedschungel kämpfen. Außerdem muss das Unternehmen anlaufen und vielleicht muss man sogar noch die ersten Angestellten suchen. Neben dem Berufsalltag musst du dich auch um rechtliche Themen und Versicherungen kümmern. Deine Absicherung für das Alter und für den Fall, dass du selbst ausfällst, solltest du hierbei auf keinen Fall vergessen. Die Artikel informiert über die unterschiedlichen Möglichkeiten.
Autor: Thomas W. Frick (LinkedIn-Profil / Xing-Profil)
Warum solltest du dich bei einer frühen Selbstständigkeit um deine Altersvorsorge kümmern?
Im Angestelltenverhältnis hast du automatisch jeden Monat einen Betrag, der vom Gehalt an die gesetzliche Rentenversicherung abgeführt wird. In der Selbstständigkeit bist du nicht in ein staatliches System eingebunden. Die Verantwortung für deine Altersvorsorge liegt daher komplett bei dir.
Tipp: Existenzgründer profitieren von einer speziellen Regelung. Sie beantragen einen halben Regelbeitrag und zahlen diesen im Gründungsjahr und den drei folgenden Kalenderjahren. Wer ein höheres oder niedrigeres Arbeitseinkommen vorweist, zahlt höhere oder niedrigere Beiträge. Der monatliche Mindestbeitrag beträgt 100,07 Euro, der Höchstbeitrag 1.404,30 Euro.
Natürlich muss nicht alles sofort mit dem Beginn der Selbstständigkeit geregelt werden, doch viele vergessen über Jahre hinweg die Altersvorsorge zu regeln. Ebenso musst du nicht monatlich einen Großteil deines Einkommens beiseitelegen. Es reicht, wenn du dich damit befasst und mit der Zeit eine Lösung findest, die zu dir und deiner Einkommenssituation passt. Es gibt nämlich keine pauschale Lösung für die Altersvorsorge. Verschaffe dir am besten einen Überblick und verstehe, wie die einzelnen Bausteine funktionieren.
Tipp: Im Internet gibt es oft Unterstützungsmöglichkeiten zur Berechnung der Altersvorsorge-Lücke, beispielsweise der Altersvorsorge-Rechner der Volksbanken Raiffeisenbanken.
Mögliche Maßnahmen für den Einstieg:
- Rücklagenbildung über ein separates Sparkonto.
- Private Rentenversicherung mit flexibler Beitragszahlung.
- Investitionen in breit gestreute ETFs oder Fonds.
- Immobilie als Altersvorsorge.
- Freiwillige Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung.
- Erwerb von Sachwerten wie Gold oder ausgewählte Wertgegenstände.
- Aufbau eines passiven Einkommens durch digitale Produkte oder Lizenzmodelle.
Jede Option bringt unterschiedliche Risiken, Renditeerwartungen und steuerliche Effekte mit sich. Entscheidend ist, dass du deine Altersvorsorge nicht auf später verschiebst. Je früher du beginnst, desto mehr Möglichkeiten stehen dir offen.
Wichtig für freiwillige Rentenbeiträge: Selbst wenn du freiwillig einzahlst, sichert das meistens nicht den Anspruch auf eine Rente wegen verminderter Erwerbsfähigkeit. Eine Ausnahme existiert hier zwar auch, sie kommt aber kaum noch vor, bei geringfügig verdienenden Lehrkräften.
Wie kannst du mit einer gesetzlichen Rentenversicherung vorsorgen?
In der Selbstständigkeit kannst du dich freiwillig in der gesetzlichen Rentenversicherung versichern. Das ist vor allem dann interessant, wenn du schon vorher gesetzlich versichert warst oder dir eine staatlich garantierte Grundabsicherung wichtig ist. Die Beiträge lassen sich bis zu einer bestimmten Ober- und Untergrenze flexibel wählen. Dadurch kannst du die Höhe an deine aktuelle Einkommenssituation anpassen.
Tipp: Bedenke jedoch, Garantie kosten Rendite. Ruf bei der deutschen Rentenversicherung an und lass dir die aktuellen Werte berechnen. Mit deinen monatlichen Beiträgen sparst du dir Rentenpunkte an, jeder Rentenpunkt hat einen Wert für eine Monatsrente. Aktuell hat der einzelne Rentenpunkt einen Gegenwert von 40,79 Euro monatlicher Rente. Multipliziere den Rentenpunkt-Wert mit deinen evtl. zuvor schon gewonnen Rentenpunkten. Mit dieser Entscheidungsgrundlage, kannst du dir überlegen, wie viel Beiträge du freiwillig in das gesetzliche Rentensystem einzahlen möchtest. Der maximal freiwillig gezahlte Rentenbeitrag liegt 2025 bei 1.497,30 € pro Monat. 2024 lag der Preis für einen Rentenpunkt bei 8.436,59 Euro. Beispiel: Entscheidest du dich also für den Erwerb eines Rentenpunkts, solltest du dir bewusst sein, dass du ca. 210 Monate Rentenzeit überleben solltest, damit du auf einen Break-Even-Point kommst.
Für wen sind private Rentenversicherungen interessant?
Eine private Rentenversicherung funktioniert im Grunde wie ein langfristiger Sparvertrag. Du zahlst regelmäßig Beiträge ein und bekommst im Alter eine monatliche Rente ausbezahlt. Die Modelle reichen von klassischen Policen mit garantierten Leistungen bis hin zu fondsgebundenen Varianten, die stärker an den Kapitalmarkt gekoppelt sind.
Sobald der Vertrag abgeschlossen wurde, läuft dieser in der Regel über Jahrzehnte und sichert dir eine feste Leistung zu. Viele Modelle sind allerdings auch eher unflexibel. Schwankt dein Einkommen zu stark, gerät das System schnell ins Wanken. Private Rentenversicherungen eignen sich deshalb vor allem für Selbstständige mit stabilen Einnahmen und einem langfristigen Planungshorizont.
Wie können Selbstständige ETF-Sparpläne nutzen?
ETF-Sparpläne sind vor allem für einen langfristigen Vermögensaufbau geeignet. Schon mit kleinen monatlichen Beträgen kannst du in breit gestreute Indexfonds investieren, zum Beispiel in den MSCI World oder andere globale Märkte.
Tipp: Du hast zwei Vorteile, den Zinseszinseffekt und die langfristigen Entwicklungen am Kapitalmarkt.
Du kannst Einzahlungen jederzeit anpassen oder pausieren und hast Zugriff auf dein investiertes Kapital. In der Anfangsphase der Selbstständigkeit ist das ein wichtiger Aspekt. ETF-Sparpläne eignen sich gut als Baustein für den langfristigen Vermögensaufbau, sollten aber nicht die einzige Säule deiner Vorsorge sein.
Was macht die Rürup-Rente interessant und gleichermaßen unflexibel?
Die Rürup-Rente ist ein speziell für Selbstständige entwickeltes Vorsorgemodell mit steuerlichen Vorteilen. Beiträge lassen sich bis zu 29.344 Euro (Stand 2025) als Sonderausgaben absetzen, was gerade bei höheren Einnahmen zu spürbaren Entlastungen führt. Im Gegenzug ist das angesparte Kapital zweckgebunden und kann nur als monatliche Rente im Alter ausgezahlt werden.
Hinweis: Eine vorzeitige Verfügung oder Vererbung ist in der Regel ausgeschlossen.
Warum ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung wichtig?
Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Berufsunfähigkeitsversicherung. Selbstständige haben in der Regel keinen Anspruch auf eine gesetzliche Erwerbsminderungsrente. Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) sichert dein Einkommen ab, falls du dauerhaft nicht mehr arbeiten kannst. Je früher du den Vertrag abschließt, desto günstiger sind die Beiträge.
Hinweis: Wichtig ist, dass du auf transparente Bedingungen achtest und sicherstellst, dass dein konkreter Beruf abgedeckt ist und keine unklaren Ausschlüsse im Vertrag stehen. Im Zweifel lohnt sich eine unabhängige Beratung.
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